Juncker für Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten

23.02.2017 19:34

Louvain-la-Neuve (dpa) - Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel wirbt auch
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für ein Europa der
verschiedenen Geschwindigkeiten. Um einen festen Kern könne es
verschiedene konzentrische Kreise geben, sagte Juncker am Donnerstag
bei einer Veranstaltung im belgischen Louvain-la-Neuve.

Nicht jedes Land werde bei jedem Gemeinschaftsprojekt mitmachen, so
etwa bei der verstärkten Zusammenarbeit in Verteidungsfragen oder bei
Wissenschaftsprogrammen. «Wem es in der Küche zu heiß wird, der sucht

die frische Luft», sagte Juncker. Im «Orbit» könnten auch
Großbritannien nach dem Brexit oder die Türkei der EU verbunden
bleiben - «oder andere, die davon noch nichts wissen».

Die Kommission wird nach Junckers Worten wahrscheinlich kommende
Woche ihr angekündigtes Weißbuch zur Zukunft der EU vorlegen - früher

als ursprünglich geplant. Es soll Vorschläge enthalten, wie sich die
Gemeinschaft in den nächsten Jahren weiter entwickeln könnte. Doch
handelt es sich nach Junckers Worten nicht um eine «Bibel», sondern
um eine Grundlage für eine Debatte «ohne Tabus».

Juncker hatte am Mittwochabend in Berlin mit Bundeskanzlerin Merkel
gesprochen, die bereits Anfang Februar die Idee eines Europas
unterschiedlicher Geschwindigkeiten aufgegriffen hatte. Die EU
debattiert seit Monaten, wie sie sich nach dem erwarteten Ausscheiden
Großbritanniens neu aufstellen will. Erste Weichen sollen bei der
Feier zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge am 25. März gestellt

werden.